Eine besondere Zeit mit vielen berührenden Eindrücken. Schon bei der Abgabe des Hilfspaketes beim Bauorden in Ludwigshafen habe ich gemerkt, wie gut es tut, Gutes zu tun.
Bei den Maltesern in Kassel habe ich dann selbst mit angepackt. Am Rothenberg ist eine Anlaufstelle für Flüchtlinge aus der Ukraine. Die meisten sind Frauen und Kinder, aber auch Männer sind dabei.
Dort gibt es eine kleine Verpflegung (Tee und Gebäck) und Menschen, die sich kümmern. In erster Linie geht es hier um eine Grundausstattung an Hygieneartikeln und Kleidung.
Tatsächlich sind die Menschen noch immer im Fluchtmodus und funktionieren. Sie sind recht gefasst, doch ihre Augen sprechen für sich. Gerade bei den Kindern und Jugendlichen. Die psychischen Auswirkungen werden sich wohl erst zeigen, wenn sie wirklich zur Ruhe kommen und realisieren, was gerade passiert.
Berührt hat mich jeder Einzelne, der dort ankam. Die Kommunikation läuft in Englisch, per Übersetzungsapp und mit Gesten, aber sie funktioniert. In besonderer Erinnerung bleiben mir aber zwei Situationen.
Eine Mutter mit ihren beiden jugendlichen Kindern. Die jungen Menschen waren (und sind es wohl auch noch) völlig verstört, in sich gekehrt und hatten Kapuzen auf, die tief ins Gesicht hingen. Im Zelt gibt es eine Kiste mit Süßigkeiten, die wir den Kindern reichen konnten. Als ich ihnen die Kiste hinhielt, kam eine Reaktion, die mich sehr berührte und kaum in Worte zu fassen ist. Die beiden haben sich so gefreut, hatten Tränen in den Augen und stießen ein ‚Ohhhh‘ heraus. Was für diese beiden Jugendlichen vermutlich vor ein paar Wochen noch selbstverständlich war, ist nun eine riesige Freude für sie.
Dann zwei Frauen – etwa in meinem Alter. Gut gekleidet und vermutlich war ihr Leben noch vor ein paar Wochen ein ganz normales Leben. Ein Leben mit Familie, Arbeit, Freunden etc. Sie gaben mir zu verstehen, dass sie nur das, was sie anhaben besitzen und hier jetzt ein Zimmer haben, in dem es aber an allem fehlt. Ich habe mit ihnen also alles zusammengestellt, was man so braucht. Von Hygieneartikeln über Kleidung bis hin zu Bettdecken, Kopfkissen, Bettwäsche und einer Wolldecke.
Auch die Augen dieser beiden Frauen erzählen von Leid und Angst und meine Gedanken ließen mich nicht wirklich ruhen mit der Vorstellung, dass das auch ich sein könnte. So wie die beiden Jugendlichen auch mein Sohn sein könnte. So war die Zeit bei den Maltesern zwar sehr, sehr berührend, aber dennoch auch so unglaublich gut. Es tut gut zu helfen. Es tut gut, dass man ihnen ein bisschen versuchen kann, das Ankommen in der neuen Welt erträglicher zu machen.
Das wird sicher nicht mein letzter ehrenamtlicher Einsatz gewesen sein und zeigt mir, warum ich meinen Job liebe: Menschen zu helfen und ihnen auf einen guten Weg zu helfen, erfüllt mich und macht mich dankbar.